Ein Mann der ersten Stunde, der sich bei Hochwassereinsätzen Respekt verschaffte
Orts- und Kreisbeauftragter des THW, Anton Jeßberger, nach 20 Jahren verabschiedet
Wertheim. Nach 20jähriger Tätigkeit als Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerkes und als Kreisbeauftragter wurde am Samstag Anton Jeßberger, Wertheim, aus seinem Amt verabschiedet und gleichzeitig Diplom-Ingenieur Rainer Osswald, Külsheim-Steinbach, als neuer Kreisbeauftragter eingeführt.
Erster Landesbeamter Jörg Hasenbusch als Vertreter des Landrates, Oberbürgermeister Stefan Gläser für die Stadtverwaltung Wertheim, der Geschäftsführer des THW- Bereiches Heilbronn, Hariolf Irtenkauf, der THW-Landesbeauftragte Diplom-Ingenieur Dirk Göbel sowie zahlreiche Abgeordnete örtlicher und benachbarter Hilfsorganisationen würdigten die Verdienste Anton Jeßbergers, der als »Mann der ersten Stunde« dem Technischen Hilfswerk Wertheim zu seiner heutigen Bedeutung verhalf.
Noch kein Nachfolger
Der Geschäftsführer des THW-Bereiches Heilbronn bedauerte das Ausscheiden Jeßbergers, zumal bisher ein Nachfolger im Amt des Ortsbeauftragten nicht gefunden werden konnte. Er erinnerte an die bescheidenen Anfänge des THW in Wertheim, dessen ursprüngliche Ausstattung nur aus einem Wasserfahrzeug bestand. Es sei Jeßbergers Verdienst, eine einsatzkräftige Mannschaft und ein qualifiziertes Führungsteam geschaffen zu haben, das besonders bei Hochwassereinsätzen sich Anerkennung verschafft habe. Ganz besonders wies er auf die Mitwirkung nach der Katastrophe in Königheim hin, wo das Wertheimer THW neben Hilfsorganisationen aus dem ganzen Land half, den Schaden zu begrenzen. Er betonte das persönliche Opfer, das Jeßberger in 20 Jahren als Ortsbeauftragter brachte und dankte dessen Ehefrau für ihr Verständnis. Seine Anerkennung galt auch dem neuen Kreisbeauftragten Rainer Osswald für die Übernahme des Amtes, das er als Mittlerfunktion zwischen dem Ortsverband und dem Landratsamt verstand und das die Aufgabe habe, den Katastrophenschutz sicherzustellen und bei Großeinsätzen das Landratsamt zu beraten. Gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei und Bundeswehr sei für eine erfolgreiche Arbeit unerläßlich.
Jörg Hasenbusch als erster Landesbeamter beim Landratsamt Tauberbischofsheim gratulierte Jeßberger zum beachtlichen Niveau von Ausbildung und Ausstattung des Wertheimer THW. Es hätte ihn immer beruhigt, bei Einsätzen das Problem in den Händen von Anton Jeßberger zu wissen. Die Spitzenleistung, die Jeßberger in den letzten 20 Jahren gezeigt habe, honorierte Hasenbusch mit einer Auszeichnung die ebenfalls für Spitzenleistungen erzielt worden sei, einer Medaille aus einer limitierten Auflage anläßlich des Sieges der Tauberbischofsheimer Fechter bei der Olympiade in Seoul.
Unverzichtbar
In seinen Grußworten würdigte der Wertheimer Oberbürgermeister Stefan Gläser die verantwortungsvolle Aufbauarbeit des Ausscheidenden, der maßgeblich an der Entwicklung dieser für Wertheim unverzichtbaren Hilfsorganisation beteiligt gewesen sei und das über zwei Jahrzehnte dauernde ehrenamtliche Engagement für eine Institution, der die Wertheimer Bürgerschaft viel zu verdanken habe. Er erinnerte an die Gründung des THW im September 1968 durch einen kleinen Kreis engagierter Männer, die sich der humanitären Hilfe verpflichtet fühlten. Aus kleinen Anfängen habe sich eine einsatzfähige, gut ausgerüstete und ausgebildete Mannschaft entwickelt, die allen Anforderungen des Katastrophenschutzes gerecht wird, wobei es Jeßberger verstanden habe, die freiwilligen Helfer für die Arbeit im THW zu begeistern.
Die Ausstattung mit Geräten und Fahrzeugen sei auf dem neuesten Stand und ließe keine Wünsche offen. Die räumliche Unterbringung der zahlreichen Geräte und Fahrzeuge sei 1973 und 1976 mit Unterstützung durch die Stadt durch ein neues Heim Am Eichler Eck und eine Garagenanlage sichergestellt worden. Der 1975 gegründete Förderverein habe den Ortsverband Bei der Beschaffung von Ausrüstung, Ausstattung und Materialien für Ausbildung, Übung und Einsatz wesentlich unterstützt. Bei der Jubiläumsfeier anlässlich des 20jährigen Bestehens des Ortsverbandes 1988 sei vom Ortsverband bei den Ausscheidungswettkämpfen der Region Franken zum THW-Bundeswettkampf der hohe Ausbildungsstand einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt worden. Das persönliche Engagement Jeßbergers spiegele sich in den Auszeichnungen, die ihm vom Landesverband bereits verliehen wurden, dem THW-Helferabzeichen in Gold mit Kreuz und dem Ehrenzeichen des THW in Silber.
Weitblick
Neben Einsätzen im näheren Bereich bei Verkehrsunfällen, schwierigen Abbruch- und Transportmaßnahmen habe sich der Ortsverband auch bei Großeinsätzen, den Hochwasserkatastrophen 1988, der Unwetterkatastrophe am Fronleichnamstag 1984 in Königheim und bei Holzbergungsarbeiten 1987 am Bodensee bewährt. Jeßberger habe das THW seit über 20 Jahren mit Fingerspitzengefühl, Sachkenntnis und Weitblick geführt und eine leistungsfähige Mannschaft herangebildet. Er habe es verstanden, den Nachwuchs zur aktiven Mitarbeit zu begeistern und stets für ein gutes Einvernehmen mit den anderen örtlichen Hilfsorganisationen gesorgt. Nie habe er von anderen mehr verlangt, als er selbst zu geben bereit war.
Das Bedauern über das Ausscheiden Jeßbergers kam auch in den Worten der Vertreterörtlicher und benachbarter Hilfsorganisationen zum Ausdruck. So überbrachten Grüße für das Rote Kreuz der DRK-Bereitschaftsführer Gerhard Albert, Karl Schreck als stellvertretender Kreisbrandmeister für die Feuerwehr, Ludwig Michel, Röttbach, als Ehrenvorsitzender des Fördervereins, Hartmut Ries im Namen des Fördervereins, sowie Kreis- und Ortsbeauftragte von Miltenberg und Marktheidenfeld.
Diese Zusammenarbeit stellte auch der Nachfolger von Anton Jeßberger, Rainer Osswald, in Aussicht. In 13 Jahren Mitgliedschaft und Ausbildung beim THW habe er sich die Voraussetzungen für eine verantwortungsvolle Amtsführung geschaffen und fühle sich der gestellten Aufgabe gewachsen. Zusammen mit Anton Jeßberger wurde auch Manfred Brell verabschiedet, der aus seinem Amt als Zugführer ausscheidet und ebenfalls seit 20 Jahren zur Führungsmannschaft des THW gehörte. Sein Nachfolger Hartmut Ries überreichte ihm mit Dankesworten für die geleistete Arbeit ein Geschenk.
Anton Jeßberger wies auf die dürftigen Anfänge des THW in Wertheim hin. Die Anschaffungskosten für das erste Auto habe der Ortsverband aus dem Erlös von Abbrucharbeiten erzielt. Die heute beachtliche Ausstattung sei nur durch die Unterstützung des Fördervereins, aus Spendeneinnahmen und durch Hilfen von Stadt und Landkreis sowie dem Landesverband des THW möglich gewesen. Die tatkräftige Mitarbeit der freiwilligen Helfer, die seine Arbeit erst möglich machten, wünschte er auch seinem Nachfolger. eik
Wertheimer Zeitung 10.7.1989