Mit Spezialschalung ging es dem Methan an den Kragen

Im Innern der Schächte an der Wertheimer Mülldeponie entsteht Gärungshitze bis zu 80 Grad

Wert heim. Die zuständige Stelle des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis und des Wasserwirtschaftsamtes in Künzelsau stan­den vor einem schweren technischen Pro­blem, denn immer wieder zeigte es sich, dass die Mülldeponie in Wertheim-Vockenrot an den Wochenenden die Feuerwehr Wert­heim in Alarmbereitschaft setzt. Die Feuer­wehr Wertheim war in den letzten Mona­ten hier achtmal im Einsatz.

Unter der Mülldeponie, die mittlerweile eine Aufschüttungshöhe von 17 bis 20 Me­ter erreicht hat, läuft noch ein Wasserkanal hindurch. Dieser Kanal hat im Bereich der Mülldeponie zwei Kontrollschächte. Durch diese Schächte, die wie Kamine wirken, steigen die bei der Verwesung des Mülls entstehenden Methangase in die Höhe und entzünden sich durch Zufuhr von Sauerstoff; denn im Innern dieser Schächte entsteht eine Gärungshitze von etwa 60 bis 80 Grad.

Nun standen die zuständigen Stellen vor dem Problem: Wie können diese Kontroll­schächte zubetoniert werden, ohne dass der Wasserlauf eingeengt bzw. geschlossen wird und ohne dass Menschenleben in Gefahr ge­bracht wird? Denn es würde ein großes Risiko bedeuten, hier einen Mann in diese Tiefe von 17 bis 20 Meter zu schicken, um hier eine Schalung einzubringen. Nach län­gerer Überlegung kam man zu dem Entschluss, solche technischen Probleme könne doch eventuell das Technische Hilfswerk lösen.

Nach einer Ortsbesichtigung mit den zuständigen Stellen, an der auch der Orts­beauftragte des Technischen Hilfswerks von Wertheim teilnahm, sagte dieser zu, dass der Ortsverband Wertheim dieses tech­nische Problem lösen werde. Nun gingen in den letzten Wochen die Männer des Technischen Hilfswerks daran, eine Kon­struktion zu entwickeln, die es möglich macht, von oben eine Schalung einzubrin­gen, die sich beim Einbau einengen lässt, denn in den Schächten, die einen Durch­messer von einem Meter haben, waren noch Steigeisen angebracht, so dass das Einfahren einer Schalung erhebliche Schwierigkeiten bereitet, und dann in einer bestimmten Tiefe so auseinandergeht, dass ein Durchlassen des Betons nicht möglich ist.            ,

Die Konstruktion war dann soweit her­gestellt, dass sie am Samstag zum Einbau bereit war. An diesem Samstag gingen dann elf Mann unter Leitung des Ortsbeauftrag­ten Anton Jeßberger daran, diese Kon­struktion in die Schächte einzubauen. Der Einbau war gegen Mittag abgeschlossen, so dass anschließend der Betonmischer anrücken konnte. In jedem Schacht wurde dann ein Kubikmeter Beton eingebracht. Hierbei zeigte es sich, dass die Konstruktion ihre Feuerprobe bestanden hat; denn die Last von vier Tonnen musste von jeder Schalung aufgenommen werden. Nun ist zu hoffen, dass hiermit der Brandgefahr an der Müll­deponie ein Ende gesetzt wird, was jeder, der von den Qualen des Hauches belästigt wurde, als angenehm empfinden wird.

Ebenfalls wurde am Samstag von einer zweiten Gruppe unter Leitung des Zug­führers in Grünenwört die dem THW neu zugeteilte Schlauchbootfähre erstmalig auf­gebaut. Die Fähre ist mit 75-PS-Motoren bestückt und hat ein Gesamttragfähigkeit von acht Tonnen.

Wertheimer Zeitung 17. September 1976