Auslaufendes Benzin verursacht Explosion / Ganze Ortschaft lahmgelegt
Großübung des Technischen Hilfswerkes heute und morgen 220 Helfer aus sieben Ortschaften sind im Einsatz
Wertheim-Mondfeld. Heute, 5.55 Uhr. Durch einen Autounfall kommt es zur Explosion am Baggersee und zur Katastrophe in Wertheim-Mondfeld. Strom, Trinkwasser, Abwasser, Telefon sind ausgefallen. Besucher eines Sommerfestes befinden sich in Panikstimmung und müssen über den Baggersee übergesetzt werden. So stellt sich die Lage den Gruppen des Technischen Hilfswerkes dar, die sofort ausrücken, um den Katastrophenschutz zu übernehmen.
Natürlich ereignet sich dieser Unfall nicht wirklich. Er schafft nur die Voraussetzungen für die Großübung, die 220 Helfer des Technischen Hilfswerkes am heutigen Samstag und morgigen Sonntag auf dem Gelände des Baggersees Mondfeld absolvieren. Die Aufgaben die sich dem THW stellen, sind Bergung, Wasserversorgung, Nachrichtenübermittlung, Fährbetrieb, Materialtransport auf dem Wasser, Stegbau, Stromversorgung.
Sieben Ortsgruppen des Technischen Hilfswerk sind an diesem Großeinsatz — er beginnt um 9 Uhr — beteiligt: der Ortsverband Wertheim mit 65, Bad Mergentheim mit 25, Haßmersheim mit 20, Ladenburg mit 15, Lohr mit 15, Marktheidenfeld mit 20, Neunkirchen mit 20, Würzburg mit zehn Helfern. Ebenfalls im Einsatz ist die DLRG-Ortsgruppe Wertheim mit 15 Leuten sowie die Wertheimer Feuerwehr, ebenfalls mit 15 Mann. Die Gesamtleitung hat der Orts- und Kreisbeauftragte A. Jeßberger, sein Stellvertreter ist Zugführer M. Brell (beide Wertheim).
Die Übung soll einmal die Leistung der einzelnen Gruppen testen, zum anderen aber auch der Öffentlichkeit zeigen, wie wichtig der Katastrophenschutz, die Hauptaufgabe des THW, ist. Zusätzliche Kriterien für den Übungszweck wurden vom THW aufgestellt, da durch die Besonderheit der Übungslage der Einsatz mehrerer Fachdienste erforderlich ist. Für sie gliedert sich der Großeinsatz in mehrere Einzelübungen.
Zunächst einmal geht es um eine Marschübung, die Anfahrt zum Einsatzort, bei der Kolonnenfahrt, Marschdisziplin und Marschabstand wesentlich sind. Bei der Bergungsausbildungsprüfung im Erste- Hilfe-Bereich geht es um die Bergung aus Höhen und aus Trümmern, wichtig sind auch Trinkwasserversorgung, Duschanlagen, Ringwasserleitung, Warmwasseraufbereitung, Waschanlage und Brunnenbau. Geprüft wird, ferner das Verhalten auf Wasserstraßen, Fährbau und -betrieb, Bootsbetrieb, Einsatz mehrerer Fähren und Boote sowie die Fahrdisziplin.
Ein weiteres Kriterium ist der Fernmeldebetrieb im Funk- und Drahtbetrieb, die Darstellung einer Katastrophen- und Technischer Einsatzleitung sowie das Sammeln von Erfahrung in Führungsaufgaben. Hinzu kommen die Versorgung der eigenen Kräfte, Behelfstegebau, Ölsperre auf dem Wasser, Stromversorgung, Beleuchtung von Einsatzräumen und Biwak nebst innerem Dienst.
Die Übung beginnt — wie schon berichtet — am Samstag um 9 Uhr mit der Einweisung der Gruppen und Aufbau der Übungsprojekte. Um 12 Uhr ist das Mittagessen auf dem Feldkochherd für Helfer und Gäste (Landrat Rühl und Bürgermeister Scheuermann werden ebenfalls erwartet) bereit. Um 13 Uhr geht der Einsatz weiter bis 18 Uhr. Um 20 Uhr ist Tanz in der Festhalle. Am Sonntag wird ab 9 Uhr bis 11 Uhr an den Übungsaufgaben weitergearbeitet. Nach dem Mittagessen wird wieder abgebaut.
Wertheimer Zeitung 30. August 1975