THW-Übung auf dem Main mit einer Brückenfähre

Am Samstagmorgen wurde die Fähre in eineinhalb Stunden zusammengebaut / Abends Beisammensein

Wertheim. Großeinsatz des Technischen Hilfswerkes Wertheim am Samstag auf dem Main. Um 8.30 Uhr rückten 17 Helfer unter Leitung von Ausbildungsleiter Manfred Brell am alten Fährplatz unterhalb des Löwenmarktes mit großer Ausrüstung an und bauten innerhalb von eineinhalb Stunden eine Fähre zusammen. Eine große Anzahl von Zuschauern verfolgte die Übung. Zweck war, die THW-Helfer mit den Geräten vertraut zu machen und sich mit dem Umgang des ungefügigen Gefährts auf dem Wasser zu üben. Die Mitarbeit beim Technischen Hilfswerk ist als Ersatzdienst für die Bundes­wehr anerkannt. Die Teilnehmer müssen für einen freiwilligen Dienst von zehn Jahren verpflichten, in dem sie pro Jahr 100 Übungsstunden ableisten müssen. Das Technische Hilfswerk, Ortsverband Wertheim, hat zurzeit 110 Mitglieder.

Gegen 10 Uhr pendelte die sogenannte Brückenfähre zwischen Wertheim-Eichel, wo sich das Gerätehaus des Technischen Hilfswerkes befindet, und Wertheim-Stadt auf dem Main. Die Fähre, die eine Trag­fähigkeit von acht Tonnen hat, ist aus vier leichten Holzpontons, die das ganze tragen, und aus einer sogenannten Spurtafel (sie wiegt fünf Zentner) als Auflage zusammen­gesetzt. Die „Spurtafel“ dient als Fährboden. Sie kann zwei normale Pkw aufneh­men.

Angetrieben wird die Fähre durch zwei Motoren, die in den mittleren der vier Holz­pontons installiert sind. Sie werden von je einem Helfer bedient. Wie sie zu manövrieren haben, erfahren die beiden durch Hand- und Armzeichen des Fährführers. Durch diese „Gesten“ wird erreicht, dass sie unab­hängig von dem alles übertönenden Motor­lärm wissen, wie sie zu steuern und die Mo­toren zu drosseln bzw. zu beschleunigen haben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass eine solche Brückenfähre mit anderen derartigen Elementen zu einer regelrechten Pontonbrücke zusammengebaut werden kann. Wenn aus irgendeinem Grund einmal die Mainbrücke zwischen Wertheim und Kreuzwertheim für längere Zeit nicht pas­sierbar sein sollte, dann werden die Orts­verbände des Technischen Hilfswerkes aus Obernburg, Miltenberg, Marktheidenfeld, Lohr und Kitzingen zusammen mit dem Wertheimer Verband imstande sein, mit ih­ren Brückenfährteilen eine regelrechte Brücke über den Main zusammenzusetzen, der einen zumindest notdürftigen Kraft­fahrzeugverkehr aufrechterhalten kann. Genauso wird der Ortsverband Wertheim auch mit seiner Brückenfähre für eine Be­helfsbrücke an anderen Stellen zwischen Obernburg und Kitzingen beitragen.

Die Fähre selbst kann Kraftfahrzeuge allerdings nur aufnehmen, wenn sie mit Rampenstücken mit dem Ufer verbunden wird. Derartige Rampenstücke wurden von den Männern des THW Wertheim am Sams­tag antransportiert, um die Fähre auch ein­mal mit einem Kraftfahrzeug zu belasten. Man benutzte dazu einen Volkswagen- Kombi aus dem Park des THW selbst. Alles lief reibungslos ab. Innerhalb von fünf Mi­nuten war die Rampe für den VW angelegt. Zwar war er keine echte Belastungsprobe für die Fähre, aber die Männer konnten bei dieser Gelegenheit doch das Auf- und Ab­fahren von der Fähre üben.

Die Vorschriften erfordern es, dass bei der­artigen Einsätzen die THW-Helfer alle Schwimmwesten tragen. Darüber hinaus muss für etwaige Gefahrenfälle auch ein Rettungsboot zur Verfügung stehen. Aus diesem Grunde kreiste während der ganzen Übung ein TH W-Motorboot um die Fähre.

Um den Frauen der THW-Helfer zu zei­gen, wie eine solche Übung abläuft und mit was sich die Männer in ihrer Freizeit eigent­lich beschäftigen, waren die Angehörigen am Nachmittag eingeladen, die Übungsfahr­ten auf dem Main mitzumachen. Es gab viel Spaß dabei und manche Frauen haben ihren Männern bei dieser Gelegenheit die „100 Stunden im Jahr“ verziehen.

Am Abend kam man dann zu einem ge­mütlichen Beisammensein zusammen.

Wertheimer Zeitung 17.9.1973