Kurzfristiges Errichten und Betreiben einer Flüchtlings-Notunterkunft in Wertheim

Völlig überraschend wurden 600 Flüchtlinge vorzeitig in der für 15.10.2015 geplanten Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Wertheim untergebracht. Auch der THW-Ortsverband Wertheim war bei der Einrichtung dieser Notunterkunft tatkräftig beteiligt.

THW-Helfer aus Wertheim und Heilbronn bei der Zuweisung der Zimmer.

Ca. 10 Tage war der THW-Ortsverband Wertheim aktuell in Sachen „Flüchtlinge“ im Einsatz. Am Sonntag, den 13.09.2015 um 12:30 Uhr wurde das THW Wertheim alarmiert. Für den Abend waren 600 Flüchtlinge angekündigt, die in den Räumlichkeiten der Hochschule der Polizei Baden-Württemberg untergebracht werden sollten. Unsere Aufgabe bestand zunächst darin die anrückenden weiteren Einheiten mit unserer Ortskenntnis zu unterstützen. Da, mit der ebenfalls angeforderten Bundeswehr nicht vor 19:00 Uhr zu rechnen war, erging des Weiteren der Auftrag an die Helfer des Technischen Hilfswerks Betten für 600 Personen zu errichten.

Nach einer ersten Lageerkundung wurde festgestellt, dass 147 Zimmer zur Verfügung stehen, die bereits mit je 2 Betten bestückt waren. Durch die THW Ortsverbände Sinsheim und Haßmersheim wurden die fehlenden Betten aus der Notunterkunft in der Messehalle Sinsheim nach Wertheim geliefert. Nachdem alle Feldbetten mit Unterstützung von THW-Helfern aus Marktheidenfeld und Heilbronn sowie Soldaten des Jägerbataillons 262 Donaueschingen aufgebaut, desinfiziert und auf die Zimmer gebracht wurden erstellten die THW-Helfer aus Wertheim eine Übersicht der zu belegenden Zimmer.

Nach Ankunft des ersten von sechs Bussen um 18:33 Uhr übernahmen drei THW-Helfer (2x OV Heilbronn, 1x OV Wertheim) die Zimmerverteilung der Flüchtlinge anhand der erstellten Belegungsübersicht. Außerdem unterstützte das THW bei Koordinierungsaufgaben und übernahm die Unterstützung der Flüchtlinge bei technischen Problemen. Insgesamt organisierten die Helfer von Feuerwehr, DRK, THW und dem Verein „Willkommen in Wertheim“ an diesem Tag aus dem „Nichts“ rund 450 Flüchtlingen eine sichere Herberge.

Gegen 02:00 Uhr war der erste Einsatztag mit Herstellen der Einsatzbereitschaft und abschließenden Verwaltungsaufgaben beendet.

Am Montag, 14.09.2015 nahmen der Ortsbeauftrage und der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit zunächst an der Lagebesprechung teil und unterstützten tagsüber die anderen Hilfs- und Rettungsorganisationen beim Betrieb der Notunterkunft. Gegen Nachmittag wurden für den Abend weitere Flüchtlinge angekündigt. Rund 100 Flüchtlinge wurden am Abend, wie schon am Tag zuvor, zuerst mit Essen und Getränken versorgt, notfallmäßig registriert, (not-)ärztlich untersucht, mit notwendiger Kleidung und Hygieneartikeln ausgestattet und anschließend auf ihre zugewiesenen Zimmer verteilt. Hier war der THW Ortsverband Wertheim mit 10 Helfern im Einsatz.

Am Dienstag, 15.09.2015 stand zunächst wieder die Teilnahme an den turnusmäßigen, zum Teil über 3 Stunden andauernden Lagebesprechungen an. Neben der weiteren Unterstützung des DRK wurde auch dem Verein „Willkommen in Wertheim“ tatkräftig unter die Arme gegriffen.  Im Laufe des Nachmittags wurden für den Abend weitere 50 Flüchtlinge für Wertheim angekündigt. Deshalb wurden für diesen Tag ebenfalls wieder Helferinnen und Helfer des Ortsverbandes Wertheim zur Unterstützung angefordert. Nach einer Wartezeit von über 5 Stunden teilte der Leitungsstab des Regierungspräsidiums Stuttgart mit, dass an diesem Abend keine weiteren Flüchtlinge nach Wertheim kommen werden.

Am Mittwoch, den 16.09.2015, nahmen der Ortsbeauftrage und der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit neben den Lagebesprechungen an unzähligen Besprechungen mit der eingetroffenen Vertreterin des Regierungspräsidiums und der Firma „European Home Care (EHC) teil.

Die Firma EHC gab hierbei an, dass alle bislang durch die Hilfs- und Rettungsorganisationen übernommenen Arbeiten ab Donnerstag durch die Firma selbst übernommen werden. Relativ kurzfristig wurden dann für den Abend wieder rund 50 Flüchtlinge angekündigt. Da die vorhandene Betten-Kapazität hierfür nicht ausreichend war, wurden durch das THW mit Unterstützung der Bundeswehr weitere Feldbetten in den vorhandenen Zimmern aufgebaut, desinfiziert und mit Hygieneauflagen und Schlafsäcken bestückt.  Die Aufnahme, Zimmerverteilung und erste medizinische Einschätzung/Betreuung der Flüchtlinge wurde in der Nacht durch das DRK, das THW, den Verein „Willkommen in Wertheim“ mit Unterstützung der Bundeswehr in üblicher Manier durchgeführt.

Der Donnerstag, 17.09.2015 stand ganz im Zeichen der Übergabe der bislang erledigten Arbeiten an die Firma EHC. Die erstellten Belegungspläne wurden zusammen besprochen und weitere Listen erstellt. Desweitere gaben Helfer des THW Wertheim eine Einweisung in die Gebäudestruktur der Unterkunftsgebäude. Parallel dazu wurden in der THW-Unterkunft bereits Einsatznachbereitungsmaßnahmen erledigt.

Am Freitagnachmittag, 18.09.2015 ging durch das Regierungspräsidium Stuttgart ein weiterer Einsatzauftrag bei der Stadtverwaltung Wertheim ein. Auf Grund der sehr angespannten Unterbringungslage für Flüchtlinge in Baden-Württemberg erging der Auftrag die Sporthalle der Hochschule der Polizei in Baden-Württemberg - Aussenstelle Wertheim mit 390 Betten als zweite Notunterkunft in Wertheim einzurichten. Parallel zu den Bemühungen des Oberbürgermeisters diese Notunterkunft in Wertheim zu verhindern erging an den THW-Ortsverband Wertheim der Auftrag die noch aus Sinsheim übrigen Feldbetten in der Sporthalle zu errichten. Neun THW-Helferinnen und -Helfer errichteten dann in der Zeit von 21:15 bis 01:30 Uhr zusammen mit der Bundeswehr zunächst  203 Feldbetten überwiegend in Doppelstockbauweise. Die Anlieferung von weiteren Betten wurde für den nächsten Morgen bis 09.00 Uhr angekündigt.

Wie am Vortag abgesprochen trafen sich um 08:00 Uhr 19 THW-Helferinnen und Helfer am Samstag, 19.09.2015 um mit der Einrichtung der Sporthalle fortzufahren. Insgesamt wurde im Laufe des Tages 202 Stahlrohr-Doppelstockbetten abgeladen und aufgebaut. 77 Betten wurden durch das THW mit Unterstützung von Soldaten aus dem Jägerbataillons 262 Donaueschingen im Wertheimer Melanchthonstift im 2. Obergeschoss abgebaut, auf LKWs verladen und mit Unterstützung durch das Straßenbauamt des Landkreises Main-Tauber an die Sporthalle gebracht. Außerdem wurden vier LKWs mit Matratzen, Bettzeug und Bettwäsche für über 250 Betten abgeladen, ausgepackt und auf die in der Sporthalle aufgestellten Betten verteilt. Desweiteren wurden auf Anforderung des Regierungspräsidiums Einbauten in den Umkleiden demontiert und mit dem überschüssigen Material in ein weiteres Gebäude verbracht und dort eingelagert. Gegen 21.00 Uhr war die Einsatzbereitschaft des THW-Ortsverbandes Wertheim wieder hergestellt und der Einsatz beendet.

Um 00:50 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Wertheim alarmiert. Die zuvor mühsam eingerichtete Turnhalle stand in Flammen. Bereits wenige Minuten später wurde auch die Führung des THW Ortsverbandes Wertheim über den Brand informiert. Um ca. 04:00 Uhr nahmen Vertreter des THW an der kurzfristig anberaumten Presseinformation teil.

An der noch in der Nacht festgelegten Pressekonferenz am 20.09.2015 um 11:00 Uhr nahmen ebenfalls Helfer des THW Ortsverbandes Wertheim teil und verurteilten den mutmaßlichen Brandanschlag auf die Notunterkunft für weitere 300 Flüchtlinge zu tiefst.

In den darauffolgenden Tagen erfolgten bis 27.09.2015 noch einige kleinere Unterstützungs- und Übergabearbeiten durch Helfer des Ortsverbandes Wertheim. Seit dem ist der Einsatz für das THW Wertheim an der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Wertheim vorerst beendet.


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